Helmut Degen  1911 - 1995    

...ureigenes reflektives Musikantentum... feines spielmännisches Flair, aber immer obsiegt das Geistige...
 
(Ulrich Dalm)   

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-:-:-:-:- Lebensdaten -:-:-:-:-


1911

geb. in Aglasterhausen bei Heidelberg als Sohn des Pfarrers Erwin Degen, ab dem 5. Lebensjahr zeichnerische und musikalische Begabung gefördert,
Klavierunterricht beim Vater.

   

ab 1920

kommen Harmonielehre, Kontrapunkt und Cello dazu. Er begleitet die Hausandachten auf dem Harmonium. Sonntags Streichquartettspiel mit Vater und den beiden Brüdern, später auch Trio-, Duo- und 4händ. Klavierliteratur.

   

1923-25

(Mit 12-14 J.) Komposition des ersten größeren Werkes: „Waldvögleins Hochzeit” für vier Gesangssolisten und Klaviertrio, aufgeführt 1925 und 1926 im Hause Degen in Anwesenheit von GMD Hans Gelbke aus M.Gladbach.

 

 

 

 

1925 (am Cello) mit Vater und Brüdern

 

 

1925-30

(Ab 14 J.) angestellter Organist in Odenkirchen, bald bekannt für seine Improvisationen.

 

Kirche von Odenkirchen 1918  

 

 

1926ff.

Kompositorische Auseinandersetzung mit der traditionellen Musik von Bach bis Liszt, Reger und Strauss.

   

1928ff.

Auseinandersetzung mit Schönberg: Suche nach neuen Wegen in der Moderne.

Öffentliche Aufführung eines Klaviertrios in Odenkirchen.

Malen und Zeichnen zugunsten des Klavierspiels aufgegeben.

   

1930

Beginn des Studiums in Köln bei Wilhelm Maler, Philipp Jarnach und Ernst-Gernot Klußmann,

Staatsexamen in Theorie und Komposition 1932 mit Auszeichnung.

   

 

 1931 mit Bruder Gerhard

   

1932

erste  Veröffentlichung von Kompositionen.
Beginn des Kapellmeister-Studiums (bekannt für gutes Partiturspielen).
Als Begründer und Leiter des Kölner „
Kammerorchesters für neue Musik” tritt er leidenschaftlich für die musikalische Moderne ein, ebenso durch eine Reihe von Vorträgen - u. a. in der Kölner Gesellschaft für neue Musik.

   

1933

Auflösung des Kammerorchesters aus finanziellen Gründen nach dem Tod des Vaters.

Beginn des Studiums der Musikwissenschaft (bei Schiedermair und Schrade) in Bonn.

   

1934

2 Sendungen in Radio Luxemburg: Concertino f. Klavier u. Orch.; Konzert f. Orch.

Radio München: Kammermusik für Violine und Klavier  - ebenso 1935 in Radio Köln.

   

1936

Aufnahme in den Verlag B.Schott’s Söhne.

Dresden Philharmonie: Uraufführung „Festliches Vorspiel” unter Paul van Kempen.

Musikfest in Darmstadt: Uraufführung „Symphonische Musik” unter Karl Friderich.

 

 

 

1936 in Altenkirchen

 

 

1937

Internationales Musikfest Baden-Baden: Uraufführung der „Geusenlied-Variationen”.
Lehrstelle für Theorie und Komposition am Konservatorium in Duisburg - später auch Leitung des Kammerorchesters und des Musiklehrerseminars.

 

 

 

Duisburger Konservatorium  

 

 

1938

Internationales Musikfest Baden-Baden: Großer Erfolg mit „Symphonischen Konzert”
(Störversuche von NS-Leuten aus Berlin).
Donaueschingen: „Serenade für Streichorchester” unter
Joseph Keilberth.

Dirigat der Berliner Philharmoniker mit Geusenlied-Variationen.

   

1939

Musikpreis aus Stiftung der „Gesellschaft der Musikfreunde e.V. Baden-Baden” und  damit  verbunden Erteilung eines Werkauftrages (Capriccio für Orchester 1939).
Uraufführung des Capriccio im Festkonzert in Baden-Baden unter
G. E. Lessing.

   

1940

Klavierkonzert bei Berliner Philharmonikern unter Carl Schuricht (Solist:Udo Dammert).
Übernahme des Chores der Salvatorkirche Duisburg - etwas später auch Organistenstelle.

 

 

 Ölgemälde von Kurt Weinhold ca. 1940

 

 

1941  

 

Uraufführung des Ballett „Der flandrische Narr” nach de Coster (Freiheitskampf der Niederländer [Geusen] gegen spanische Herrschaft) in Braunschweig

- es folgen Aufführungen in Essen (unter eigener Leitung), Brüssel, Antwerpen, Gent, Chemnitz u. a.

 

 

1942

5 Aufführungen des „Capriccio für Orchester” durch Hermann Abendroth haben viele weitere Aufführungen zur Folge.

 

 

 

Aufgabe von Wohnung und Anstellung in Duisburg wegen der Bombenangriffe. Lehrstelle an der Hermann-Lietz-Schule in Buchenau/Hersfeld.

 

 

1943

Osteroratorium

   

1944

Arbeitsdienstverpflichtung in Maschinenfabrik.

   

1946

Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt:
- Uraufführung von 3.Klaviersonate und Kleines Bratschenkonzert.

   

1947

Donaueschingen: 1.Streichquartett.
Cellokonzert in Düsseldorf unter
Heinrich Hollreiser (Solist: H. v. Beckerath).
Dozent am der Staatlichen Hochschule für Musikerziehung Trossingen.

   

1948

Concertino für 2 Klaviere und Orchester - in Hannover unter Franz Konwitschny.
Uraufführung des Concerto Sinfonico durch
Hermann Scherchen in Zürich.

   

1948

Uraufführung der Kammersinfonie (2. Sinfonie) im Südwestfunk

Musikpädagogische Tagung in Bayreuth:
    Vortrag „Stilprobleme der Neuen Musik”  

    Uraufführung der 1.Sinfonie.

4. Klaviersonate im Hessischen Rundfunk (Erika Frieser).

   

1949

Uraufführung des „Konzertes für Streichorchester” in Wuppertal.

 

 

1949/50

Besprechungen mit Erich Kästner in München, wegen der Textfassung von 
„Die Konferenz der Tiere”

 1951

Großer Erfolg (23 Vorhänge) beim Publikum der Uraufführung in Freiburg, aber Ablehnung durch maßgebliche Kritiker.

   

 

Musikfest der IGNM in Frankfurt:

 

Ferenz Fricsay dirigiert das „Konzert für Streichorchester”.

 

Uraufführung des 2.Streichquartetts im Süddeutschen Rundfunk (Barchet-Quartett).

   

 

Arbeitswoche für Neue Komposition in Barsbüttel bei Hamburg,

 

Vortrag: „Beiträge zur  Erneuerung der Kompositionstechnik”.

   

1954

Ernennung zum Professor

Filmmusik zum preisgekrönten Dokumentarfilm „Willy Baumeister“

 

 

1958

Handbuch der Formenlehre  - Grundsätzliches zur musikalischen Formung

  (Bosse-Verlag, Regensburg)

Uraufführung des „Sinfonischen Spiel I” im Hessischen Rundfunk unter Otto Matzerath.

Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt

 

  - Vortrag „Gedanken zur Formenlehre”.

   
   
Kompositorische Aspekte in dieser Zeit

- Neue Auseinandersetzung mit der 12-Ton-Technik und seriellen Formen, jedoch kein Verzicht auf eigene Tonsprache und konzertantes Musizieren -

Die Entwicklung der seriellen Musik der Avantgarde in den 50er- und 60er-Jahren mit seinem rationalen Konstruktivismus konnte und wollte er trotz gelegentlicher freier Verwendung nicht mitvollziehen. Bei offener und toleranter Haltung gegenüber allem Neuen jedoch keinerlei Huldigung  von Modeerscheinungen.

- in der Folge davon: weniger Interesse bei Veranstaltern moderner Musik und bei Verlegern.

Lehrtätigkeit im Vordergrund, aber stete Weiterführung und Entwicklung des Komponierens:

„Tradition und Gegenwart, äußerste Kühnheit der Mittel und Einfachheit in Gedanken, aussagekräftig als Kunstwerk und den Menschen erfassend: so will ich mein Werk, gleich welcher Richtung es sich anschließt”(1970)

„Tradition und Neuzeit fasse ich auf meine Art zusammen. Nicht schulisch, sondern vielgestaltig, aber als Helmut Degen.”(1971)

 

 

1960

Begegnung mit Paul Hindemith,

 

- dessen Originalzeichnung:

 

 

„für Helmut Degen zur Erinnerung, Paul Hindemith  30.11.60”

 

 

                   ca 1960 HD mit Ernst Krenek

 

 

1961

Uraufführung des „Sinfonischen Spiels II” im Süddeutschen Rundfunk unter H.Müller-Kray.

 

 

1962

Johannes-Passion

Schallplattenaufnahme des Osteroratoriums unter Gerd Witte.
Volksliedkantate im Hessischen Rundfunk.

 

 

1964-1970

Arbeit an der „Genesis”

   

1965

Schallplattenaufnahme der Johannes-Passion mit Vocaalensemble Hilversum unter der Leitung von Marinus  Voorberg.

 

 

 

1970 (Foto W. Schmidt)

 

 

wichtige Spätwerke:

 1970

 Perpetuum Mobile (Fl. ,Va. und Klavier)

 1979

 Hornsonate

 1982

 Concerto für 12 Vcelli

 1989

 Konzert für Orchester (Sinf. Spiel IV) - letzte Komposition -

 

 

1979

 

 

1992 

 

 

Helmut Degen stirbt am 2.Oktober 1995

     Gerd Witte schreibt:

„Ein langes Leben endete, das von einer großen geistigen Intensität erfüllt gewesen war. ‘Nicht ich komponiere, es komponiert in mir’ pflegte Helmut Degen zu sagen und deutete damit auf den Zwang hin, unter dem er seine kompositorischen Ideen entwickelte und verwirklichte. Wenn Arnold Schönbergs Meinung zutrifft, ‘daß ein Komponist ein Mensch ist, der in der Musik lebt und alles, ernst oder nicht ernst, gründlich oder oberflächlich, mit musikalischen Mitteln ausdrückt, weil es seine angeborene Sprache ist’, dann war Helmut Degen ein Komponist.”